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Hund alleine zu Hause lassen

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Jeder Hund wird ab und zu von seinen Menschen allein gelassen. Je nach Erziehung, Rasse, Alter und Umgebung kann er länger oder nur ganz kurz ruhig zu Hause bleiben. Der Hund stammt vom Wolf ab und ist ein Rudeltier, das immer in Kontakt mit seiner Meute bleiben will. An die Einsamkeit muss man ihn erst Schritt für Schritt gewöhnen. Manche Hunde neigen sogar zu Depressionen und nehmen Kleidungsstücke mit in ihr Körbchen.

Wie lange kann man seinen Hund allein lassen?

Die meisten Tiertrainer geben ca. 5 Stunden für eine Zeit ohne Bezugsperson an. Oftmals sind Hunde aber auch Begleiter von Menschen die 9 Stunden außer Haus auf der Arbeit sind. Wie kann das klappen?

Hunde ruhen am Tag ca. 15 -22 Stunden. Davon schlafen Hunde 12 bis 14 Stunden normalerweise am Tag. Welpen und alte Hunde eher an der Obergrenze von 22 Stunden. Junge erwachsene Hunde brauchen eher 15 Stunden Ruhe. Daher sind 9 bis über 10 Stunden alleine sein schon möglich, solange der Hund gesund ist und so lange Gassipausen gut verkraftet.

Grundsätzlich gibt es zwei Ursachen dafür, dass Hunde nicht alleine bleiben können. Hunde mit Trennungsangst haben echte Angst davor, alleine zu bleiben, Hunde mit Kontrollverlust werden unruhig, wenn ihr Mensch alleine außerhalb des Reviers ist, ohne dass sie auf ihn aufpassen können.

Hunde mit Trennungsangst

Hunde mit Trennungsangst bringen ihre Angst ganz unterschiedlich zum Ausdruck.

  • Türen und Wände zerkratzen
  • Hektisches Umherlaufen
  • Winseln
  • Jaulen
  • Starker Speichelfluss
  • Stundenlanges aufgeregtes Warten
  • Vorsichtiges und unterwürfiges Begrüßen
  • Pinkeln, Erbrechen

Als Halter meint man es oft zu gut und gibt nach wenn die Hunde jaulen, winseln oder betteln. Für den Hund ist das aber eine Bestätigung der unmittelbar vorangegangenen Verhalten und so glaubt der Hund noch mehr, dass er z.B. jaulen muss, um nicht allein gelassen zu werden.

Ursachen für Trennungsangst

Hauptursache für das instinktive Verhalten ist die falsche Erziehung. Schon als Welpen lernen viele Hunde durch bestimmte Verhaltensweisen von ihrem Besitzer das zu bekommen, was sie möchten. Durch zu viel falsche Zuwendung wird den Hunden ungewollt das falsche Verhalten antrainiert.

Da viele Hundehalter es einfach nicht über das Herz bringen, wenn ihr Vierbeiner bettelt, traurig zu Ihnen aufblickt oder mit Heulen nach seinem Rudel ruft, haben manchmal selbst Trainingseinheiten mit Hundetrainern nicht den gewünschten Erfolg.

Trennungsangst bekämpfen

Die Angst abzutrainieren ist je nach Alter meist eine Therapie über viele Monate mit vielen kleinen Übungen, die der Hund lernen muss. Als wichtigste Übung darf der Hund nicht ständig folgen. Er bekommt einen Hundeplatz an einer Stelle zugewiesen, an der er nicht kontrollieren kann, z.B. direkt neben der Tür.

Schlüsselreize abbauen

Dann sollte man die Verbindung von Geräuschen, Verhaltensweisen mit bestimmten Ereignissen auflösen. Rituale beim Verlassen oder Betreten der Wohnung geben dem Hund Signale, dass jetzt gleich das Rudel aufgelöst oder komplettiert wird. Dazu kann man z.B. Folgendes tun:

  • Wohnung ohne Schuhe anziehen verlassen. Dazu kann man die Schuhe am Abend vorher einfach außerhalb der Wohnung abstellen.
  • Den Schlüsselbund in die Hand nehmen, die Wohnungstür von innen abschließen und dann erstmal noch in der Wohnung bleiben
  • Die Jacke oder den Mantel anziehen und dann erst nochmal im Wohnzimmer auf der Couch verweilen, bis der Hund sich beruhigt hat
  • Keinen Kaffee/Tee direkt vor dem Verlassen der Wohnung trinken
  • Vor dem Betreten der Wohnung keine akustischen Schlüsselreize geben, also z.B. den Schlüssel deutlich vorher aus der Tasche holen
  • Mal die Treppe statt dem Aufzug zur Wohnung benutzen

Als nächstes lernt er in einem Raum alleine zu bleiben. Die Übung beginnt mit kurzen Augenblicken und wird dann immer weiter verlängert. Die Übungen müssen kurz beginnen, damit der Hund nicht unnötig unter zu viel Stress gesetzt wird. Man sollte nicht ungeduldig sein und den Hund ständig an die Grenze der Belastbarkeit bringen. Daher mit viel Ruhe und Geduld die Übungen möglichst oft wiederholen. Anfangs sind einige Sekunden schon ein großer Erfolg.

Sobald er dann nach Monaten einige Minuten alleine in einem Raum bleiben kann, kann man langsam versuchen die Wohnung kurz zu verlassen und auch hier wieder langsam die Dauer schrittweise zu verlängern.

Tipp

Die Übungen sind einfacher ein paar Minuten nach dem Fressen durchzuführen, da die Hunde weniger aufgeregt sind und durch nach dem Fressen meist auch müde sind.

Vor dem Verlassen der Wohnung helfen für 15 bis 30 Minuten auch Kauknochen oder Kauspielzeuge mit Futter, die die Aufmerksamkeit des Hundes auf sich ziehen.

Mehrere Hunde anschaffen

Wenn man sich mehrere Hunde anschafft, ist die Trennungsangst vom Rudelführer nicht ganz so ausgeprägt und den Hunden wird auch nicht so schnell langweilig. Auch wenn Hunde einen großen Teil des Tages schlafen, so hilft ein Spielpartner doch viel, den Tag ohne den Menschen gut zu verbringen.

Alleine in der Wohnung vs alleine im Auto

Grundsätzlich sollten Hunde nie alleine im Auto gelassen werden. Wenn man aber trotzdem den Hund mal kurz alleine im Auto lassen muss ist es meist kein Problem und der Hund zeigt ein deutlich mehr entspanntes Verhalten als zu Hause.

Der Grund ist ganz einfach der, dass man beim Fahren den Hunden einfach deutlich weniger Aufmerksamkeit entgegenbringen kann und sich das positiv auf das Verhalten auswirkt. Man kann während der Fahrt nicht dauernd nachsehen, wie es dem Hund geht. Jaulen und Winseln werden zwangsweise ignoriert und der Hund kann keinen direkten Kontakt mit dem Menschen herstellen, weil er im Auto normalerweise immer separiert, angebunden, in einer Box oder im getrennten Kofferraum mitfährt.

Welpen alleine zu Hause

Auch Welpen sollten bereits möglichst früh lernen, dass man einen Raum kurz verlässt und dann wieder verfügbar ist. Die Trainingsmuster entsprechen in etwa denen der älteren Hunde, nur dass man bei Welpen natürlich aufmerksamer sein muss.

Hunde mit Kontrollverlust

Vor allem dominante Einzelhunde leiden wenn sie ihre Menschen nicht mehr wie gewohnt kontrollieren können. Wenn der Hund in der Wohnung normalerweise kontrollierendes Verhalten zeigt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er alleine zu Hause auch unter Kontrollverlust leidet.

Verhalten eines Hundes der kontrolliert

  • Aufforderung der Menschen etwas zu tun
  • Respektloses Begrüßen durch wildes Anspringen mit nach vorne gerichteten Ohren
  • Ruhen an Positionen mit Überblick und Kontrollmöglichkeit wie Türdurchgängen
  • Menschen räumlich eingrenzen, z.B. durch Umkreisen
  • Menschen sich in den Weg legen
  • Dominantes Verhalten
  • Zurechtweisen der Menschen
  • Häufiges Verfolgen und Kontrollieren in der Wohnung

Hunde mit Kontrollverlust zeigen folgendes Verhalten

  • Möbel zerbeißen
  • Gegenstände mit starkem Menschengeruch wie Hausschuhe zerstören
  • Stundenlanges Bellen
  • Respektloses Begrüßen durch wildes Anspringen mit nach vorne gerichteten Ohren

Als Halter meint man es oft zu gut und gibt nach wenn die Hunde jaulen, winseln oder betteln. Für den Hund ist das aber eine Bestätigung der unmittelbar vorangegangenen Verhalten und so glaubt der Hund noch mehr, dass er z.B. jaulen muss, um nicht allein gelassen zu werden.

Ursachen für Hunde mit Kontrollverlust

Die Hauptursache für das Verhalten ist auch hier die falsche Erziehung. Der Mensch sollte die Rolle des Rudelführers übernehmen und seinen Hund führen. Oftmals ist es aber umgekehrt und der Hund übernimmt die Rolle des Rudelführers und treibt seinen Halter dazu an, alles zu tun was er sich gerade einbildet. Diese Hunde kontrollieren dann auch ständig den Menschen in der Wohnung und hören auf Kommandos des Besitzers nur, wenn es ihnen gerade in den Kram passt.

Hunde mit Kontrollverlust richtig trainieren

Bei Hunden mit Kontrollverlust muss man die Rolle des Rudelführers für den Menschen erarbeiten. Freiwillig wird der Hund sich nicht so schnell in die unterwürfige Rolle begeben. Dazu muss er z.B. Folgendes lernen:

  • Nicht über oder auf Höhe des Menschen positioniert ruhen lassen
  • Nicht im Bett schlafen
  • Nicht auf der Wohnzimmercouch ruhen
  • Nicht vom Essenstisch füttern
  • Nicht Füttern bevor man selbst isst.
  • Nicht vor dem Menschen die Wohnung verlassen oder betreten lassen
  • Nicht vom Hund den Weg versperren lassen
  • Nicht vor dem Menschen Gäste begrüßen lassen
  • Nicht vom Hund zu Aktionen wie Spielen auffordern lassen
  • Nicht vom Hund unvorsichtig beißen oder zerren lassen.

In Zuge des Abtrainierens der obigen Verhaltensmuster kann man zusätzlich noch das alleine sein mit trainieren. Details siehe oben.

Nur wenn der Hund nicht mehr meint, den Menschen kontrollieren zu müssen, wird er auch das Alleine bleiben erlernen.

Medikamenteunterstützung

Die monatelangen Therapien können vor allem an Anfang mit Medikamenten unterstützt werden, die stressreduzierend wirken oder als Antidepressiva eingesetzt werden. Aber normalerweise ist das nicht notwendig, solange man das Tempo des Hundes bei den Übungen berücksichtigt. Dabei sollte man nie bis an die Stressgrenze gehen.

Hundeverhalten aus Langeweile

Wenn Hunde zu lange und zu oft alleine gelassen werden entwickeln einige außerhalb ihrer Ruhephasen kreative Ideen zum Umdekorieren der Wohnung. Das hat in wenigen Fällen dann nichts mit Kontrollverlust oder Angst vor dem Verlassen werden zu tun.

Junghund und erwachsener Hund

Junge Hunde lernen das Alleine sein deutlich schneller als ältere Hunde. Am einfachsten ist es mit Welpen. Die Lernfähigkeit ist bei jungen Hunden wie beim Menschen deutlich besser ausgeprägt. Das Erlernen des Alleine seins klappt aber bei Hunden jeden Alters, sofern es keine anderen Einflüsse wie gesundheitliche Probleme bei älteren Hunden gibt.

Hunde aus dem Tierheim

Hunde aus dem Tierheim können bereits vorbelastet in die Tierheime gekommen sein. Details dazu erfährt man normalerweise immer in den Tierheimen selbst. Zudem leiden die Hunde eher schneller an einer Angst Verlassen zu werden.

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Kommentare

Freitag, 15 September, 2017 - 22:22
Mathilda-2001

Hallo,

Du kannst das Klicker-Training gut einsetzen, um ihm das Anspringen abzugewöhnen. Das Training dazu bietet sich aber eher in einem abgegrenzten Bereich an, damit Du die Begegnung mit anderen Hunden kontrolliert durchführen kannst. Einfacher ist das mit einem Hundetrainer oder einer Hundegruppe aus der Nachbarschaft, als das Training einfach beim normalen Gassigang durchführen zu wollen.

Wir haben unsere Hunde anfangs auch mit Klicker trainiert. Das klappte mit unseren Rassen einfach so schnell, dass man nur wenige Wiederholungen für Kommandos braucht, bis der Hund das gelernt hat.

Grüße Mathilda

Anzahl an Kommentaren: 10
Dienstag, 17 Januar, 2017 - 22:20
Ebonia30

Hi Lasse,

ich finde das Klickertraining ist nicht unbedingt was für Anfänger. Ich hab am Anfang die Klicks nicht immer zum richtigen Zeitpunkt gegeben und auch oft als Belohnung für Betteln und anderes Verhalten, was ich eigentlich gar nicht belohnen wollte. Ich hab dann mich informiert und bei den Basics angefangen.

Übe einfach mal mit einem Leckerli in der Hand und halte deinem Hund 2 Arme ausgestreckt hin. Wenn er dann zur Hand ohne dem Leckerli geht, dann gibt dein Partner einen Klick ab und er kriegt sein Leckerli. So haben wir ihn auf das Klickgeräusch anstatt nur auf seine Sinne zu hören trainiert und das funktionierte ganz gut.

Wichtig ist wirklich nur das Verhalten mit dem Klick zu belohnen und nicht den gleichen Fehler wie wir zu machen. Denn wenn Du falsches Verhalten wie Betteln belohnst macht es das Ganze am Ende noch schlimmer :/

Grüße Ebonia

 

Anzahl an Kommentaren: 10
Mittwoch, 11 September, 2019 - 14:46
Mary48

Hi,

wenn dein Hund bereits erwachsen ist, dann kann es vielleicht an einer Veränderung in Eurem Umfeld liegen, die ihn sehr stresst. Unsere Hündin hat unseren Wohnzimmertisch öfters angeknabbert. Wir haben ihr mit Kommandos versucht klar zu machen, dass das nicht ok ist und dachten anfangs, dass sie mehr Auslauf braucht bzw. unterfordert ist. So hat uns das damals eine befreundete Hundetrainerin erklärt. Tatsächlich war es aber unser Sohn, der in einer Phase mit ihr öfters "grenzwertig" gespielt hat. Die Spiele mit ihr waren wohl so frustrierend und stressig mit ihr, dass sie angefangen hat zu knabbern. Wir haben natürlich bei den Spielen unseren Sohn anfangs immer spielen lassen und dachten das wäre schon ok, aber unsere Hündin ist sehr unterwürfig und hat wirklich alles mit sich machen lassen und das war ihr dann irgendwann zu viel.

Nach dem Geburtstag unseres Sohnes hatte er so viel Ablenkung, dass er mit ihr gar nicht mehr gespielt hat und auf einmal hat sie nicht mehr geknabbert. Als er dannach wieder mit ihr gespielt hat ging es wieder los und uns war es dann klar.

LG Mary

Anzahl an Kommentaren: 2
Dienstag, 17 Januar, 2017 - 22:23
TinaKaiser

Hi Lasse,

aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass Klicker Training ist konsequent angewendet eine sehr effiziente Trainings Methode für Hunde generell. Bei Deinem Problem kann es aber verschiedene Ursachen haben und Dein Hund Dich zum Beispiel nicht respektieren und die Rangordnung unter sich stellen. Dann nützt Dir das Klicker-Training auch nichts, wenn Du ihn an anderen Stellen einfach nicht klar machst, dass Du der Rudelführer bist.

Liebe Grüße Tina

Anzahl an Kommentaren: 10
Dienstag, 19 März, 2019 - 21:44
Alara_1998

Hallo,

wir haben unsere Hündin in einem kleinen Flussarm der Würm an das Wasser gewöhnt. Der Fluss ist dort leicht zugänglich und hat eine Wassertiefe von maximal einem halben Meterr bis zu einem Meter. Dann haben wir einfach ein paar Holzstecken dort gesammelt und zuerst nur ein paar Zentimeter vor dem Ufer ins Wasser geworfen. Dannach haben wir  die Stöckchen immer ein Stück weiter in den Fluss geworfen und sie so otiviert immer ein bisschen weiter ins Wasser zu gehen. Leider haben wir den mittelgrossen Ast mit knapp 2 Metern zu spät gesehen, als er den Fluss runtergetrieben ist. Der Ast hat die Kleine in Panik versetzt und sie ist nicht Richtung gesprungen sondern weiter in den Fluss rein. So mussten wir in den Fluss laufen und sie aus dem Wasser rausholen. Danach war sie noch panischer bei Flüssen und wir haben den ganzen nächsten Sommer gebraucht bis wie sie mit dem gleichen Spielchen an einem ruhigen See dann so weir gebracht haben, dass sie keine Angst mehr von Wasser hatte. 

Grüße Alara

Anzahl an Kommentaren: 4

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